2. September 2024

Langdistanz vor der eigenen Haustür

Isabelle hatte sich intensiv auf ihre erste Langdistanz vorbereitet, die ursprünglich am Samstag vor einer Woche in Tallinn stattfinden sollte. Die Vorfreude war groß, doch kurz vor dem Wettkampf änderten sich die Bedingungen drastisch: Das Schwimmen wurde vom See aufgrund von Blaualgen in die raue Ostsee verlegt. Am Wettkampftag war das Wetter alles andere als ideal – es war stark windig, und die 3,8 Kilometer Schwimmen wurden zu einem regelrechten Überlebenskampf. Isabelle musste gegen hohe Wellen ankämpfen und war nach dem Schwimmen bereits komplett erschöpft.

Auch die Radstrecke wurde zur Herausforderung. Der Wind blies weiterhin stark, und nach 120 Kilometern auf dem Rad musste Isabelle schließlich aufgeben. Sie war völlig ausgepowert und enttäuscht. Doch anstatt sich von dieser Erfahrung entmutigen zu lassen, kam ihr noch am selben Tag Abends im Bett eine inspirierende Idee: Warum nicht einfach eine Langdistanz für sich selbst machen?

Kurzerhand entschied Isabelle, den darauffolgenden Montag als ihren persönlichen Wettkampftag zu wählen. Sie nahm sich einen Tag Urlaub, da sie sich aktuell in Topform fühlte und schließlich zehn Monate auf dieses Ziel hingearbeitet hatte. Die Vorbereitungen für ihren DIY-Wettkampf liefen schnell an. Am Samstag absolvierte sie ein Probeschwimmen im See, plante ihre Radstrecke auf Google Maps und legte eine improvisierte Verpflegungsstelle im Keller an. Die Laufstrecke hatte sie allerdings nicht konkret geplant, was am Ende zu einem regelrechten Zick-Zack-Lauf durch den Waldpark, Niederfeld und Almenhof führte.

Der Schwimmteil ihres persönlichen Triathlons fand in einem See in Walldorf statt. Zehn Runden drehte Isabelle dort, was sie als „langweilig“ bezeichnete. Auf der Radstrecke setzte sie sich ein persönliches Highlight: Es musste über Worms gehen, denn dort gibt es ihrer Meinung nach den besten Eiskaffee. Dadurch verliefen die letzten 10 KM der Radstrecke jedoch durch den Stadtverkehr von Ludwigshaben, was mit einsetzender Müdigkeit eine zusätzliche Herausforderung darstellte. Der Laufpart sollte mit dem Wochenauftaktlauf beginnen. Sie dachte, dass das Laufen in der Gruppe leichter fallen würde. Doch weit gefehlt – sie musste die Gruppe ziehen lassen. Glücklicherweise begleitete Naemi sie weiter und wechselte nach dem Halbmarathon aufs Rad, um Isabelle zu unterstützen. Auch ihr Mann  kam mit dem Rad dazu. Schwimmen und Radfahren hatte sie zwar alleine absolviert, doch beim Laufen konnte sie auf die Unterstützung ihrer Liebsten zählen.

Am Ende hatte Isabelle ihre persönliche Langdistanz gemeistert – ganz auf ihre Weise und mit viel Unterstützung im Rücken. Das Sahnehäubchen: Ein Finisher-Shirt, das ihr Mann für sie bestellt. So geht Isabelle zwar nicht mit einer offiziellen Medaille nach Hause, dafür aber mit einer ganz besonderen Erinnerung an einen selbstgeschaffenen Erfolg.

Maximalen Respekt Isabelle für deine Leistung!